Gefälschte Mahlzeiten als Kunstobjekte

3. November 2004 | falscher Inhalt

gefälschtes TellergerichtEin japanischer Künstler fertigt originalgetreue Speise-Kopien an und verkauft diese zu satten Preisen an Restaurants in Tokio

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Zuerst bringt der Restaurantbesitzer nur ein Foto in Satos Laden. Wie viel die Sonderanfertigung Geschnetzeltes mit Kohl und Soße wohl kosten werde? Dann wird das heiße Essen direkt in Satos Fabrik geliefert. Für die Produktion des Imitats reicht ein Bild nicht. Sato braucht alle Informationen: Wie genau ist die Konsistenz der Soße? Wie ihre Farbe? Außerdem geht es um die Form. Das Verfahren ist immer gleich. Ein Stück Gemüse oder Fleisch wird in Silikon getaucht, wenn das Silikon fest wird, bildet es die Umrisse des Lebensmittels nach. Jetzt muss nur noch der flüssige Kunststoff in das Negativ gegossen werden, und fertig ist die Rohfassung vom Rind. Nun gehen die Maler ans Werk, bei Yasuhiro Sato wird noch in Handarbeit koloriert.

Für 100 Kirschen brauchen Satos Angestellte insgesamt zwei Tage, in der gleichen Zeit schaffen sie jedoch nur zehn Shrimps. So aufwendig ist es, die verschiedenen Körperteile des Schalentiers herzustellen, jedes Bein aus Draht zurechtzubiegen, einzuwickeln und anzupinseln. Kein Wunder also, dass das große Schiff mit Meeresfrüchten 78.000 Yen kostet, fast 600 Euro.
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Restaurantbesitzer bevorzugen meist die Fertigmodelle aus der Vitrine, die liegen bei 4000 bis 5000 Yen. Küchenchefs dagegen bestehen auf der Nachahmung ihrer individuellen Kreationen. Die Sonderanfertigungen kosten zwar das Dreifache, doch das Beschwerderisiko sinkt. Früher waren es nur Ausländer, die nörgelten, wenn das dampfende Essen auf dem Tisch nicht hundertprozentig dem Schauobjekt glich. Mittlerweile reklamieren auch japanische Kunden die geringste Abweichung.
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Auszug aus dem Original-Artikel

gefunden auf Spiegel-Online: Food-Künstler in Tokio – Garantiert falsch